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Beeindruckende Ausstellungseröffnung

» Freitag von Anette Schmücker

Am Freitagnachmittag, 15.01.2016, wurde die Ausstellung Länder – Wege – Schicksale – Geschichten von Flüchtlingen, die nach Hamminkeln gekommen sind im Rittersaal von Schloss Ringenberg offiziell eröffnet.Rund hundert geladene Gäste, darunter Herr Bürgermeister Romanski und viele der Flüchtlinge, die uns in der Schule von ihrem Schicksal erzählt hatten,  waren gekommen.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Flüchtlingshilfe Hamminkeln, des Rotary-Clubs Lippe-Issel und unserer Schule.

Die Idee zur Ausstellung hatte Herr Crefeld von der Flüchtlingshilfe Hamminkeln, und Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule realisierten sie mit ihren Lehrkräften. Das war jedoch nur möglich, weil der Rotary-Club sich erfolgreich um Fördermittel aus dem Landesprogramm „NRW hält zusammen – für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ beworben hatte. Mit Hilfe dieser Landesmittel wurde das Projekt „Asyl bekommt ein Gesicht“ in Hamminkeln durchgeführt.

In seiner Begrüßung erläuterte Herr Venn, der Vorsitzende des Rotary-Clubs Lippe-Issel, dass die Ausstellung der Gesamtschule eine Säule des Projekts ist. Die beiden anderen Säulen sind zusätzliche Sprachkurse für Flüchtlinge sowie Sportangebote zur Förderung der Integration.

Herr Bürgermeister Romanski wies auf die Fluchtursachen hin, die auch durch die Politik und das Wirtschaftssystem des Westens bedingt seien, und unterstrich, dass ihre Kultur meist das einzige sei, was die Flüchtlinge hätten mitnehmen können. Dies dürften wir ihnen nicht auch noch nehmen.

Herr Crefeld appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer, Augen, Türen und Herzen für die Flüchtlinge zu öffnen, so dass Hamminkeln sich auch den Beinamen hospitalis (gastfreundlich) geben könne wie einst die Nachbarstadt Wesel, als sie französische Glaubensflüchtlinge aufnahm.

Die Schulleiterin, Frau Schmücker, erläuterte, wie die Ausstellung seit Dezember 2014 allmählich Gestalt annahm und wie die unterrichtliche Beschäftigung mit den Geschichten der Flüchtlinge ergänzt wurde durch mehrere Spendenaktionen zugunsten der Flüchtlingshilfe.

Im Mittelpunkt der Ausstellungseröffnung stand jedoch die Einführung in die Thematik und Konzeption der Ausstellung. Nachdem sich zahlreiche Klassen mit den Geschichten der Flüchtlinge im Gesellschaftslehre- und Kunstunterricht beschäftigt, Länderplakate erstellt und die Erlebnisse auf der Flucht, die Erinnerungen an die alte und die Erwartungen an die neue Heimat künstlerisch umgesetzt hatten, erarbeiteten Schülerinnen und Schüler der Klassen 6b, 6d und 7e mit ihren Lehrerinnen Frau Frohnhofen, Frau Korthauer, Frau Meyer und Frau Schröder-Flick sowie dem Kollegen Herrn Splietker eine beeindruckende Präsentation.

Zwei Schicksale und zwei Länder wurden exemplarisch vorgestellt. Yarika und Yasika K. flohen aus Sri Lanka, Karim R. kam aus dem Irak.

Auf eine kurze Einführung in beide Länder folgte jeweils eine eindringliche szenische Umsetzung der Gründe und Umstände der Flucht.

Die Todesangst der beiden Frauen aus Sri Lanka wurde in beklemmender Weise spürbar, als nacheinander drei schwarz gekleidete Schülerinnen, die kaum in der Lage schienen zu gehen, mit vor dem Gesicht gekreuzten, von schwarzen Handschuhen bedeckten Händen die Bühne betraten, leitmotivisch den Satz: „Ich gehe auf den Spuren der Angst.“ wiederholten und dazu die Ursachen dieser schrecklichen Angst formulierten: Verschleppung, Folter, drohende Vergewaltigung, das Verschwinden des Vaters. Nacheinander stellten sie sich so vor die weiße Wand, dass nur noch das Wort „Angst“ auf ihrem Rücken sichtbar war. Erst der Auftritt der vierten Schülerin - „Ich ging auf den Spuren der Angst.“ - nahm einen Teil der fast unerträglichen Spannung. Die Angst blieb als schreckliche Erinnerung, aber nach gelungener Flucht siegte die Hoffnung.

Auch den Ängsten und Nöten des Schiiten Karim R. konnte sich das Publikum nicht entziehen. Nacheinander traten fünf Schülerinnen und Schüler auf, die – jeweils eingeleitet durch den eindringlich wiederholten Satz: „Ich bin Karim.“ – mit Worten und symbolträchtigen Gegenständen bewegend ausdrückten, wie das einst friedliche und auskömmliche Leben von Karim und seiner Familie durch die ständige Furcht vor tödlichen Anschlägen zerstört wurde.

Den Schrecken der Flucht, die viele der von uns befragten Flüchtlinge durchleiden mussten, verliehen die Schülerinnen und Schüler in Augenbildern Ausdruck. Fünf von ihnen stellten ihre Bilder vor.

Doch genauso wie die Ausstellung die Wege aus den Schrecken von Unterdrückung, Unfreiheit, Angst, Terror und Tod hin zur Hoffnung auf ein Leben in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt und mit der Chance auf Bildung und Arbeit bei uns darstellt, endete auch die Präsentation mit der Hoffnung auf Frieden. Aphorismen berühmter Persönlichkeiten regten zum Nachdenken darüber an, wie Frieden möglich wird.

Abschließend drückten die Schülerinnen und Schüler, die kurz zuvor noch die Rolle von Karim R. eingenommen hatten, in sehr persönlichen kurzen Reflexionen aus, was sie am meisten bewegt hatte: z.B. die Tränen der Flüchtlinge, als sie ihre Geschichte erzählten, oder die Tatsache, dass sie Familienmitglieder zurücklassen mussten. 

Die Besucherinnen und Besucher waren stark bewegt von dieser mit großem Ernst und hoher Sensibilität vorgetragenen Präsentation und folgten gerne der Einladung, sich im Anschluss die Ausstellung anzuschauen.

Während Raum 1 die Herkunftsländer und Fluchtwege thematisiert, stehen in Raum 2 die Schicksale der einzelnen Flüchtlinge im Mittelpunkt – ihre Geschichte, ihre Erlebnisse, ihre Erwartungen und Erfahrungen in der neuen Heimat – symbolträchtig arrangiert um einen Strauß aus Bambuszweigen mit mexikanischen Glücksbringern in der Raummitte.

Wir hoffen, dass auch Sie Zeit und Gelegenheit finden, unsere Ausstellung in der kommenden Woche anzuschauen und sich selber ein Bild zu machen, wer diese Menschen sind, die als Flüchtlinge bei uns leben.

Eine Woche lang – bis Freitag, 22.01.2016 – laden wir Sie zum Besuch dieser Ausstellung in Schloss Ringenberg ein.

Die Öffnungszeiten sind:

Samstag, 16.01.2016, 11.00 – 15.00 Uhr

Sonntag, 17.01.2016, 11.00 – 15.00 Uhr

Montag, 18.01.2016, 09.00 – 12.30 Uhr und 15.00 – 17.00 Uhr

Dienstag, 19.01.2016, 09.00 – 12.30 Uhr und 15.00 – 17.00 Uhr

Mittwoch, 20.01.2016, 09.00 – 12.30 Uhr und 15.00 – 17.00 Uhr

Donnerstag, 21.01.2016, 09.00 – 12.30 Uhr und 15.00 – 17.00 Uhr

Freitag, 22.01.2016, 09.00 – 12.30 Uhr

Vormittags können sich nach Voranmeldung auch Klassen der anderen Hamminkelner Schulen die Ausstellung – begleitet von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, die die Präsentation erstellt haben – anschauen und das dazu erstellte Arbeitsmaterial nutzen.

Danach wird die Ausstellung auch in der Schule, im Rathaus und im Kreishaus zu sehen sein.