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Gesamtschule Hamminkeln als Yad Vashem-Schule ausgezeichnet
» Donnerstag von Sebastian Altenhoff
Als siebte Schule in Nordrhein-Westfalen und siebzehnte Schule in ganz Deutschland wurde die Gesamtschule Hamminkeln in den Kreis der Partnerschulen der Internationalen Schule für Holocaust Studien in Yad Vashem aufgenommen. In einer bewegenden Feierstunde wurde diese besondere Auszeichnung in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste gewürdigt.
An der Gesamtschule Hamminkeln fühlen wir uns in besonderer Weise der Wertevermittlung verpflichtet. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass unsere Schüler*innen Anderen mit Offenheit, Respekt, Wertschätzung und Toleranz begegnen, und tragfähige Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie sich als mündige Bürger*innen für die Demokratie und ein friedliches Miteinander einsetzen. So hat sich die Schule erfolgreich auf den Weg gemacht, Yad Vashem-Schule zu werden.
Yad Vashem ist die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. 1993 gründete sie die Internationale Schule für Holocaust-Studien, die ein vielfältiges Fortbildungsangebot anbietet. Unsere Didaktische Leiterin, Frau Wolberg, absolvierte dort vor einigen Jahren eine zweiwöchige Fortbildung für Lehrkräfte und entwickelte 2021/22 zusammen mit unserem Geschichtskollegen, Herrn Ströhl, eine Ausstellung zum Landjudentum vor 1933 für Schulklassen.
Darüber hinaus kooperiert die Schule seit 2018 intensiv mit dem Humberghaus in Dingden. Die neunten Klassen der Schule besuchen im Rahmen des Geschichtsunterrichts diese besondere Erinnerungsstätte, das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus der jüdischen Familie Humberg in Dingden, und setzen sich dort nach einer Einführung in die Räumlichkeiten und Ausstellungsstücke arbeitsteilig mit den Biographien der verschiedenen Mitglieder der Familie Humberg auseinander. Auch bei der Konzeptionierung der Ausstellung zum Landjudentum leistete der Heimatverein Dingden als Träger des Humberghauses wichtige Unterstützung.
Darüber hinaus gestalteten Schüler*innen der Schule im letzten Jahr auf Schloss Ringenberg den Gedenktag an die Reichspogromnacht am 9. November und möchten dies auch 2023 wieder tun, dieses Mal in Zusammenarbeit mit der Grundschule in Brünen.
Damit waren die Voraussetzungen für die Auszeichnung als Yad Vashem-Schule gegeben, und dies erfüllt die ganze Schulgemeinde mit Stolz. Besonders bewegend war, dass Ruth Muscovitch, Tochter von Ernst Humberg, dem mit seiner Familie 1939 die Flucht nach Kanada gelang, sowie ihre beiden Töchter und deren Familien der Einladung der Schule zur Feierstunde gefolgt waren.
Esther Rachow vom German Desk der Internationalen Schule für Holocaust-Studien war per Video live aus Yad Vashem zugeschaltet und betonte die besondere Verantwortung, die Erinnerung an die unmenschlichen Gräueltaten gegen die jüdischen Mitbürger*innen während der Zeit des Nationalsozialismus wachzuhalten, damit Menschen nie wieder solches Unrecht begehen.
Bürgermeister Bernd Romanski und Dezernent Dirk Timmermann als Vertreter der Schulaufsicht äußerten sich anerkennend über das Engagement der Schule für ihren Einsatz gegen Antisemitismus und für Demokratie und Menschenrechte. Schulleiterin Anette Schmücker betonte, dass dieser Einsatz nicht nur Pflicht, sondern Herzensangelegenheit sei, und zeigte sich tief beeindruckt vom außerordentlichen Engagement der Schüler*innen, die die Ausstellung zum Landjudentum bei zwei Veranstaltungen mit präsentierten und darüber hinaus den Gedenktag an die Reichspogromnacht mit gestaltet hatten. Frau Wolberg und Herr Ströhl erläuterten die Konzeption ihrer Ausstellung und die geplanten weiteren Projekte im Geiste der „Erziehung nach Auschwitz“ wie die Anbahnung einer Partnerschaft mit einer israelischen Schule, die Übernahme von Verantwortung für Stolpersteine oder die Planung einer Gedenkstättenfahrt.
Die Schüler*innengruppe, die an der Präsentation der Ausstellung beteiligt war, stellte in einer „Talkshow“ im Rahmen der Feierstunde eindrücklich dar, warum für sie die Beschäftigung mit der Judenverfolgung und dem Holocaust anhand dieser Ausstellung so nachhaltig und bedeutsam ist und wie viel sie dadurch gelernt hat.
Auch Leonie Kehl und Dominik Meyer aus der Q1 stellten in ihrer Rede für die Schüler*innenschaft heraus, wie wichtig für die Schule und die Schüler*innenschaft die Auszeichnung als Yad Vashem-Schule ist. Sie zogen zudem die Verbindung zu anderen Projekten im Sinne von Demokratie, Toleranz und Völkerverständigung, die die Schüler*innenvertretung durchgeführt hat bzw. plant, wie beispielsweise die Demonstration anlässlich des Angriffskriegs gegen die Ukraine im März dieses Jahres sowie die Anerkennung als Schule ohne Rassismus und mit Courage.
Abgerundet wurde das feierliche Programm durch eine beeindruckende szenische Darstellung des Schicksals von Anne Frank durch den WP-Kurs Darstellen und Gestalten des achten Jahrgangs unter Leitung von Frau Lamers sowie unter die Haut gehende musikalische Beiträge von Kerstin Loskamp, Leiterin der Musikschule Hamminkeln, und Laura Sopalla, Musikkollegin der Gesamtschule, von Felix Schulz aus der Q1 am Klavier, Khady Doumbia, Jg. 10, Gesang, und einer Percussiongruppe der 7c.
Im Anschluss an die Feierstunde gab es noch Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, und einige der Schüler*innen nutzten dies gerne, um Handynummern mit den Enkeln von Ruth Muscovitch auszutauschen, damit sie Kontakt halten können.
Anette Schmücker