Inhalt

Zeitzeugeninterview mit Aharon Barak

» Donnerstag von Christian Ströhl

Als der Zweite Weltkrieg begann, war Barak gerade einmal drei Jahre alt und lebte mit seinen Eltern in Kaunas in Litauen. Aber auch in Litauen fiel die Wehrmacht ein und errichtete für die jüdischstämmige Bevölkerung Ghettos. In eines dieser Ghettos musste auch Barak mit seiner Familie ziehen. Doch seinem Vater gelang es, Kontakt zu einer nichtjüdischen Familie in Litauen aufzunehmen, die bereit war, Aharon Barak und seine Mutter aufzunehmen. Glücklicherweise gelang ihnen die Flucht, versteckt in einem Sack auf einem Transporter, und auch sein Vater überlebte den Holocaust.

Zunächst wurden die Gäste von Jana Vilensky (Yad Vashem) begrüßt und Aharon Barak wurde vorgestellt. Im Voraus hatten die Schülerinnen und Schüler Fragen gesammelt, die Julian Tsapir (Yad Vashem) dem Zeitzeugen vor laufender Kamera stellte. Die Fragen beschäftigten sich zunächst mit seinem familiären Hintergrund. Aharon Barak berichtete, wie eng das Verhältnis zu seinen Eltern gewesen sei, auch vor den schrecklichen Ereignissen. Danach erzählte er von seiner Kindheit im Ghetto, das er mit einem Gefängnis verglich, da es so beängstigend und furchtbar dort gewesen war. Besonders betroffen machten vor allem seine Beschreibungen über die im Ghetto lebenden Juden, denn bei ihnen, so berichtete Barak, kam es ihm so vor, als wären die meiste von ihnen bereits tot. Dies nahm er trotz seines jungen Alters bereits wahr und erklärte, dass er diese Lebensumstände nie vergessen würde und niemals ohne das gute Verhältnis zu seinen Eltern überstanden hätte.

Besonders beeindruckend waren die Schilderungen von Baraks erfolgreicher Flucht. Auch hier erklärte der Zeitzeuge seinen Zuhörerinnen und Zuhörern, dass die Angst sein ständiger Begleiter gewesen sei. Er berichtete schmerzvoll, dass seine Mutter und er seinen Vater hätten zurücklassen müssen, da für ihn die Flucht zu gefährlich gewesen wäre und er im Ghetto hätte weiterarbeiten müssen. Auch erzählte er von den Sorgen um seine Mutter, da er nicht wusste, ob sie die Flucht überleben würde, denn sie mussten sich einzeln in Uniformsäcken verstecken. Noch heute hätte er, so Aharon Barak, Kontakt zu den Nachfahrern der Familie, die ihn und seine Mutter versteckt hatten. „Ich verdanke Ihnen mein Leben!“, erklärte er seiner Zuhörerschaft.

Zuletzt erzählte Barak noch von seinem Leben nach dem Krieg. Am Ende gab er allen Teilnehmenden noch eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Geschichte ist sehr wichtig, und wir sollten nicht die gleichen Fehler noch einmal machen!“

Das Zeitzeugeninterview gewährte einen tiefen Einblick in das damalige Leben. So empfand ein Schüler der EF das Gespräch einerseits als „angsteinflößend“, aber anderseits auch als „Chance“, aus der Vergangenheit lernen zu können. Eine Schülerin erklärte, dass Geschichte mithilfe dieses Formates für sie greifbarer sei, da von Ereignissen, die persönlich erlebt worden waren, berichtet wurde. Insgesamt hinterließ das Gespräch trotz der bedrückenden Thematik sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den begleitenden Lehrkräften Corinna Kirchner und Christian Ströhl einen positiven Eindruck und den Wunsch, solche Möglichkeiten in Zukunft erneut wahrnehmen zu können.

(Corinna Kirchner)